Back to School – non urban mobility

Wie sehen innovative Transportlösungen für Schüler in ländlichen Regionen aus? – ein Projekt in Kooperation mit Studierenden der Fahrzeugtechnik (Master) aus dem Fachbereich 2 der HTW Berlin.

Thema: Der größere Teil der Fläche Deutschlands (67,5 %) zählt zum ländlichen Raum. In Dörfern, Gemeinden und ländlichen Kreisen leben rund 32% der Einwohner. Fern von Städten ist die Einwohnerdichte in Randgebieten und ländlichen Gemeinden sehr gering. [Bundesinstitut für Bau, Stadt und Raumforschung, Laufende Raumbeobachtung, Bonn, 2012]. So müssen schulpflichtige Kinder und Jugendliche oft aus mehreren Ortschaften abgeholt und zur Schule gefahren werden. Weiterhin gibt es Entwicklungstendenzen, dass junge Familien in größere Städte abwandern, Schulen geschlossen werden und sich der Anfahrtsweg damit zusätzlich verlängert. Die Nutzung eigener Transportmittel (PKW, Fahrrad) hat aufgrund der nicht unerheblichen Distanzen einen großen Einfluss auf die Tagesplanung der Eltern und kann zusätzliche Mobilitätsprobleme verursachen. [Steinrück B., Küpper P., Mobilität in ländlichen Räumen unter besonderer Berücksichtigung bedarfsgesteuerter Bedienformen des ÖPNV, Johann Heinrich von Thünen –Institut (vTI) Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei, 2010, S. 30/31] 


Projekt: Ziel des Projektes war es, innovative Transportmittel für den Schülerverkehr in ländlichen Gebieten für einen Zeithorizont bis ca. 2030 zu entwerfen. Ausgangsbasis für die Fahrzeuggestaltung sollte ein innovatives Nutzungskonzept sein. Die spezifischen Anforderungen der Nutzergruppen sollten untersucht und beachtet werden. Die Vermutung war, dass es viele bisher nur unzureichend berücksichtigte Aspekte bei der Schülerbeförderung gibt. Deshalb sollte der gesamte Prozess betrachtet und in die Fahrzeuggestaltung mit einbezogen werden. Durch diesen konzeptionellen Ansatz, auf Basis gesellschaftlich relevanter Fragestellungen, konnte schon von Anfang an bei diesem Hochschulprojekt Raum für Innovationen geschaffen werden und vermittelt werden, dass das Thema Fahrzeugdesign nicht nur auf reine Aspekte der Form- und Oberflächengestaltung reduzierbar ist. Durch verschiedene Schwerpunkte und Parameter bei den einzelnen gewählten Szenarien und unterschiedliche konzeptionelle Lösungsansätze sind die entstandenen Nutzungs- und Fahrzeugkonzepte erfreulich vielfältig ausgefallen. Die Einbeziehung von Aspekten des Universal Design im Sinne der Integration von Kindern mit eingeschränkten Fähigkeiten spielte auch eine wichtige Rolle bei der Entwurfstätigkeit. 

Kooperation: Es wurde in Teams mit Studierenden der HTW Fahrzeugtechnik zusammen gearbeitet und weitere fachliche Unterstützung erfolgte durch den Praxispartner der MAN Truck & Bus AG. Dadurch konnte in den einzelnen Projekten eine fundierte technische Grundlage erreicht und die Realitätsnähe aus technisch-konstruktiver Sicht gesteigert werden. Durch diesen fachübergreifenden Projektansatz konnten die Kenntnisse der Projektteilnehmer im Bereich der Fahrzeugtechnik vertieft und ein umfassendes Verständnis für den Zusammenhang zwischen Technik und Design entwickelt werden. Ergänzend wurden noch Werksbesichtigungen im Bereich der Nutzfahrzeugproduktion durchgeführt. Zum Ende des Projektes wurden dann die Fahrzeugkonzepte von den Teilnehmern anhand maßstäblicher Interieur und Exterieur Designmodelle präsentiert. Weitere Ziele der Projektarbeit waren, das Bewusstsein Studierender dahingehend zu schulen, dass alle technisch konzeptionellen Entscheidungen und Nutzungsprozesse letztendlich erheblichen Einfluss auf die konkrete Gestaltung haben, sowie das gegenseitige Verständnis für die Fähigkeiten und Arbeitsweisen von Industriedesignern und Fahrzeugtechnikern bei den Teilnehmern zu erweitern.

Steffen Wagner und Raphael Mönning

Standard Bus: Dieses neuartige Mobilitätskonzept wurde speziell für den Transport von Schulkindern in ländlichen Regionen entwickelt. Es verbindet zukunftsorientierte Neuerungen im Bereich der Schulbusgestaltung, wie z.B. einen Monitor für jeden einzelnen Schüler zur Förderung der geistigen Aktivität vor dem Unterricht, mit einem ausgeklügelten Fahrwerk, welches Fahrbahnunebenheiten ausgleicht und somit störende Wankbewegungen des Busses unterbindet. Das ermöglicht den Kindern, die Hausaufgaben auf der Rückfahrt bequem zu erledigen, somit die Fahrzeit sinnvoll zu nutzen und am Nachmittag ihren Freizeitaktivitäten nachgehen zu können.

   

Sonja Chow, Michael Gerber und Tim Stellmacher

KAB: steht für „kleine autonome Box“. Verschiedene Ortschaften können je nach Anzahl der Schulkinder mit einem oder mehreren KABs bestückt werden. Dies verhindert unnötige Leerfahrten für die Busunternehmen und ermöglicht eine flexible Anpassung der Fahrgastkapazitäten. Die bedarfsorientierte Bedienung ermöglicht jederzeit eine Anpassung der Transportkapazität an die strukturellen Gegebenheiten. Die runde Formsprache der KABs strahlt Vertrauen und Freundlichkeit aus. Eine ausfahrbare Rampe ermöglicht Rollstuhlfahrern im Bedarfsfall ein bequemes Einsteigen. Insgesamt hat jedes KAB 6 Sitzplätze, wobei die beiden mittleren Sitze breiter ausgeführt sind und Platz für Betreuungspersonen bieten. Außerdem sind Sitz- und Armlehnen hochklappbar und ermöglichen die Mitfahrt von Rollstuhlfahrern. Die autonomen Fahrzeuge kommunizieren während der Fahrt miteinander, treffen sich auf der gemeinsamen Strecke und schließen sich mittels elektronischer Verbindung als Konvoi zusammen. Dadurch ist ein energie-effizientes Fahren möglich und die Kinder werden auf direktem und somit kürzestem Wege zur Schule befördert. Ausgestattet mit Radnabenmotoren mit integrierter Federungs- und Bremstechnologie werden die Fahrzeuge emissionsfrei durch Strom angetrieben, wobei sich die Batterie im Bodenbereich des KAB befindet. Ein hohes Sicherheitsniveau wird durch 4-Punkt Gurte und Airbag Systeme erreicht. Die KABs sind innen und außen mit einer innovativen Beleuchtungstechnologie (OLED) ausgestattet. Auch Punkte wie gute Reinigbarkeit und Schutz vor Vandalismus wurden bei der Materialwahl des Interieurs berücksichtigt.

Andrej Dornhof und Julian Topel

Combibus: Dieses neuartige Fahrzeug soll in zukünftigen Szenarien nicht nur Schüler transportieren, sondern auch als Langstreckenfahrzeug für Erwachsene eingesetzt werden. Voraussetzung dafür ist ein anpassbarer Innenraum. In den Polsterelementen der Sitze sind dazu Luftpolster und Fußablagen integriert, welche sich auf die Körpermaße der Passagiere einstellen lassen. Rollstuhlfahrer und Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten haben die Möglichkeit, über eine vertikal ausfahrende Plattform ins Fahrzeug zu gelangen. Die Gesamtenergiebilanz soll durch verschiedene Maßnahmen wie Optimierung des Cw-Wertes und der Verwendung von Leichtbaumaterialien verbessert werden. Angetrieben wird der 13 Meter lange Bus durch 4 Radnabenmotoren. Hochleistungs-Akkupacks speichern die dafür nötige Energie und werden bei der Fahrt durch die Stromeinspeisung von transparenten Solarzellen unterstützt.

Matthieu Low Kame

Der Compact Bus ist ein kleiner, auf das Wesentliche reduzierte, Bus für 20 Schulkinder und einen Betreuer. Das Fahrzeug wurde insbesondere für den indischen Markt entwickelt. Etwas mehr Bodenfreiheit und die kurzen Überhänge erlauben auch einen Einsatz bei schlechten Straßenverhältnissen. Die große, in der Fahrzeugmitte angeordnete Schwenktür, ermöglicht einen komfortablen und barrierefreien Zugang. Somit kann der Prozess beim Ein- und Aussteigen entspannt und verbessert werden. Um die Fahrt abwechslungsreicher zu gestalten, werden interaktive Fensterscheiben verbaut, die von den kleinen Passagieren zu Unterhaltungs- und Informationszwecken genutzt werden können. Unter den Sitzen können die Schultaschen sicher verstaut werden.