Bivouac – Konzeptionelle Neuentwicklung einer alpinen Notunterkunft

Ziel dieses Entwurfs ist die Auseinandersetzung mit den sehr speziellen Anforderungen, die Menschen in einem alpinen Notfall an eine lebenswichtige Unterkunft stellt. Neben der körperlichen Erschöpfung und Unfällen mit Folgen für die Gesundheit, das Wetter eine der schwerwiegendsten Ursachen für Notsituationen. Die vorliegende Arbeit untersucht, was in einer Notsituation in alpinem Gelände als lebensnotwendig gilt.

Wie viel Platz muss gegeben sein, um einer Gruppe von Bergsteigern eine notdürftige Unterkunft bieten zu können? Hier gilt es die Balance zwischen einem Zelt und einer komfortablen Hütte zu finden. Um den Wettereinflüssen in alpinem Gelände standzuhalten wurde von einer zeltartigen Textilkonstruktion abgesehen und eine fest zu installierende Unterkunft entworfen. In alpinem Gelände ist es schwer eine geeignete Grundfläche zu finden. Die Bauhöhe der Unterkunft ist dann weniger problematisch, daher wurde der Entwurf kompakt aber mit zwei Etagen entwickelt. Zur harmonischen Integration in die Umgebung wurden formal gerade, felsartige Linien und Formen gewählt.

   

Das bivouac ist um das Gerüst aus Vierkanthölzern in 4 Lagen aufgebaut. Die beiden Außenrahmen sind Stützstruktur, Transportverankerung sowie Befestigungsstruktur des bivouacs im Gelände. Die isolierte Eingangstür der Schleuse ist zweigeteilt. Das bivouac wird vor dem Transport via Helikopter vormontiert. Aufgrund seiner kompakten Bauweise lässt sich das bivouac mit einem einzigen Flug an seinen Bestimmungsort transportieren. Dort muss der Untergrund entsprechend vorbereitet sein, sei es in Form eines gegossenen Fundaments oder in Form von vorinstallierten Stützstangen. Die Transporthaken und Aufbauelemente sind in einem um die Unterkunft herumlaufenden Doppelrahmen zusammengefasst und geben der gesamten Form mehr Stabilität.

Ausstattung und Funktion: Auch hier musste abgeschätzt werden, was das Notwendigste ist und was übertriebener Luxus in solch einer Unterkunft ist. Die 7,5 qm Fläche beherbergen alles, was für eine kleine Gruppe von 4–6 Personen zum Überleben notwendig ist. Die zweite Ebene, eine Halbetage, bietet Schlafplatz für bis zu 7 Personen. Ausgestattet mit Schaumstoffmatten und wärmeisolierenden Decken lässt sich hier die Notsituation ausstehen. Verzichtet wurde im Laufe der Bearbeitung auf eine Hygieneausstattung im Sinne von Nasszellen, Toiletten, etc. Für die Essenzubereitung gibt es eine kleine Kochzeile mit einem Gaskocher. Das Frischwasser Reservoir wird über gefiltertes Schmelz und Regenwasser vom Dach gespeist. In dem leicht zugänglichen Notfallschrank befindet sich neben der Standardausrüstung für Erste Hilfe auch ein Akku, der von der außen angebrachten Solarzelle aufgeladen wird und der Inbetriebnahme eines Mobiltelefons zur Absetzung von Notrufen dient.